ELSA Moot Court 2000
Lokalentscheid in Passau



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ELSA Deutschland

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Bild: Daniel Maier und Martin Lambrecht

Sachverhalt
gestellt von Prof. Dr. Gounalakis (Dekan der juristischen Fakultät Marburg)

Als Alfons Austin am Morgen des 11.11. 1999 gerade frühstückt und sich auf den Weg zur Arbeit macht- er arbeitet als Schausteller auf dem Jahrmarkt, wo er gegen Entgelt mit betrunkenen Kirmesbesuchern boxt- klingelt sein Telefon. Am Apparat ist die bekannte Moderatorin Susi Schön der Talkshow "Terror-Talk". Diese berichtet ihm, seine Freundin, Bella Bond, habe bei der Redaktion angerufen, um ihn zu einem Talk über "Dein Fußpilz: Es ist ja nicht der Gestank, der mich fertig macht, es ist das Brennen in den Augen" anzumelden. Alfons ist zwar etwas perplex, läßt sich jedoch von Susi Schön dazu überreden, darüber mit seiner Freundin im Fernsehen zu diskutieren. Alfons und Bella sind schon seit Jahren ein Paar. In der letzten Zeit hat es allerdings ein wenig gekriselt, da Alfons vergessen hatte die preisgekrönten Orchideen der B zu gießen, als diese zur Kur war. Alfons spricht Bella beim nächsten Treffen auf den Talkshowauftritt an. Diese weist darauf hin, daß alle ihre Freundinnen bereits schon einmal in einer Talkshow aufgetreten sind und sie nun auch mal dabei sein wollte. Alfons gibt sich damit zufrieden und will Bella eine Freunde machen.

Am 25. 11. 1999 finden sie sich in den Studios des privaten Fernsehsenders "Terror- TV" wieder. Dort wird den Beiden mitgeteilt, daß es sich um eine Liveshow handelt, also alles live gesendet wird. Sie werden in verschiedene Garderoben geführt. Dort müssen sie "Zustimmungserklärungen" unterschreiben, nach denen der TV-Sender, "Terror-TV" von ihnen gefertigte Fernsehbilder verbreiten darf. Danach wird A gesagt, er solle in einer schalldichten Kabine warten, bis Bella zu Ende geredet hat. Anschließend soll er ins Studio gehen, um sich dem Publikum zu stellen, was Alfons befolgt.

Als Alfons vom Produktionsassistenten ins Studio geleitet wird, empfängt ihn das Publikum mit lautem Gebrüll und Pfeifkonzerte". Total irritiert von den auf ihn gerichteten Scheinwerfern stolpert Alfons über ein Kamerakabel und legt sich dabei flach auf den Bauch. Das Publikum ist aus dem Häuschen, Alfons schämt sich zu Tode. Doch es kommt noch schlimmer: Schon bald bemerkt er, daß das Thema des Tages nicht Fußpilz ist, sondern: "Heut sag ich's Dir: Hau ab. Für immer!!!"

Von seiner Freundin Bella wird er begrüßt mit den Worten: "Du alter Esel, mit Dir will ich nichts mehr zu tun haben". Sie hatte vorher den Fernsehzuschauern erzählt, daß Alfons sich absichtlich auf ihren Hamster gesetzt hatte, was auch stimmte. Hinzu dichtete sie jedoch, daß Alfons sie regelmäßig verprügelt, wenn die Frankfurter Eintracht verliert. Entsprechend voreingenommen ist das Publikum. Alfons versucht das Publikum vom Gegenteil zu überzeugen, was ihm jedoch nicht gelingt. Der Höhepunkt der Veranstaltung ist schließlich, als ihre Bella mitteilt, daß sie nichts mehr mit ihm zu tun haben und die Sendung nutzen will, um sich ein für alle Mal von ihm zu trennen. Dabei sagt sie unter anderem: "Du bist so doof, daß Du noch nicht mal gemerkt hast, daß es hier nicht um Fußpilz geht!". Auf einmal bricht A's sensible Art durch und er verläßt weinend das Studio. Die Moderatorin Susi Schön hört er beim Hinausgehen noch rufen: "Herzlichen Glückwunsch Bella: den Deppen bist Du losgeworden." Beim Hinausgehen schreit Alfons noch: "Das lasse ich mir nicht bieten!" Eine Aufzeichnung dieser Livesendung soll noch einmal am 30.11.1999 im Spätprogramm des Senders "Terror-TV" als Wiederholung laufen, was A bei der Lektüre seiner Programmzeitschrift bemerkt. Am 27.11.1999 sucht er seinen Anwalt auf und erklärt ihm den Sachverhalt. Alfons will die Wiederholung der Sendung unter allen Umständen verhindern. Auch sei er so mitgenommen, daß er mindestens zwei Wochen nicht mehr auf dem Jahrmarkt arbeiten kann. Außerdem begehre er "Schmerzensgeld".

Von Bella begehrt er Zahlung von 20.000 DM, weil sie ihn öffentlich als "Esel" und "doof" bezeichnet hat. Von der Moderatorin verlangt er 100.000 DM, weil sie ihn als "Deppen" benannt hat. Der Fernsehsender "Terror-TV" soll ihm 100.000 zahlen, weil er in eine Falle gelockt worden sei und sich öffentlich habe demütigen lassen. Den Verdienstausfall, den er erleide, will er ebenfalls i.H.v. 1.700 DM von "Terror-TV" erstattet sehen.

Zur Begründung führt er an, bei der Einladung zur Sendung getäuscht worden zu sein. Er hätte niemals eingewilligt, wenn er gewußt hätte, was ihn erwartet. Auch sei es eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und seiner mittlerweile Ex-Freundin, wenn sie sich trennen, was nicht ins Fernsehen gehöre. Die Sendung empfinde er deshalb als öffentliche Demütigung.

Da ihn alle seine Freunde in "Terror-Talk' gesehen haben, will er außerdem, daß seine "Ehre" bei der nächsten Live-Sendung irgendwie wieder hergestellt wird. So sollen sich Susi Schön und Bella öffentlich bei ihm entschuldigen. Insbesondere soll klargestellt werden, daß er Bella niemals verprügelt hat.

Der Privatsender "Terror-TV" erwidert dem Anwalt am Telefon, Alfons Austin hätte ja schon oft "Terror-Talk" gesehen und müßte daher wissen, daß es in jeder Sendung einen Gast gibt, der überrascht wird. Außerdem habe er ja den Vertrag unterschrieben, nach dem "Terror-TV" sein Bild in der Öffentlichkeit zeigen dürfe, was auch die Wiederholung der Livesendung umfasse.


Alfons Austin wendet sich vertreten durch seine zwei Anwälte an den ELSA-Moot Court, um seine Forderungen schnellstmöglichst durchzusetzen.